Donnerstag, 3. September 2020

02.09.2020: Fallen, Tiefschläge und Redebedarf

Ort: Quax, Helsinki-Straße 100 München

Zeit: 02.09.2020, 18:30 Uhr - 20:30 Uhr


Zusammenfassung: Das Contact-Improvisation-Leben in München beginnt sich wieder zu regen und ich habe mir gedacht es wäre vielleicht eine gute Idee neben Jams und Workshops noch einen draufzusetzen und (wieder) ein offenes Treffen anzubieten, bei dem man nach Herzenslust reden, fragen, ausprobieren und üben kann. Es gab (bis?) 2019 das Contact Lab in München, aber leider vor meiner Zeit, also weiß ich nicht was dort gemacht wurde. Ich habe nur gesehen, dass erfahrenere Tänzer angesprochen wurden. Ich wollte was, bei dem jede(r) mitmachen kann.  Und offensichtlich war ich da nicht die/der einzige.

Der Kontakt mit dem Quax bzw. dessen Trägerverein Echo eV hat wunderbar geklappt und vor Ort war auch alles toll. Der Veranstaltungssaal ist schätzungsweise etwa so groß wie der große Raum im Freitänzer, der Boden aber härter. Dafür gibt es eine Fensterfront mit Blick ins Grüne. Bei schönem Wetter kann man bestimmt auch auf der Wiese was machen.

Das Team des Trambahnhäusl hatte sich etwas später bei mir gemeldet, deswegen hat es dort nicht geklappt, aber für kleine Gruppen gäbe es dort auch eine Möglichkeit regelmäßig was zu machen.

Wir haben einige Sachen ausprobiert, viel geredet und ein paar Fragen besprochen.


Fallschule: Aus Judo und anderen Kampfsportarten bin ich es gewohnt, bei den Grundlagen anzufangen. Konkret erst mal bei der Sicherheit. Wie schaffe ich es mir nicht zu sehr weh zu tun, wenn ich auf dem Boden aufkomme?
Wir haben ein paar Übungen gemacht.
Zum Beispiel am Boden um die eigene Längsachse rollen und herausfinden, wo die Ecken und Kanten sind, an denen man blaue Flecken bekommen kann. Bei mir sind es der zum Körper gerichtete Fortsatz des Oberarm-Knochens, die Knie und die Hüfte. Meist reicht es, wenn man sich ein wenig rund macht, oder die Stellung ein wenig verändert, um die empfindlichen Knochen nicht mehr in Bodenkontakt zu bekommen.
Die "Aikido-Rolle" durfte natürlich auch nicht fehlen. Die Idee dabei ist, sich nach vorn über den Rücken abzurollen und die Energie dabei so großflächig und gleichmäßig wie möglich zu verteilen. Wenn man mit der rechten Schulter anfängt, sollte man nicht mit der rechten Schulter aufkommen sondern erst darunter auf dem Rücken und dann schräg weiter nach unten über die Hüfte abrollen.
Die nächste Übung war nach hinten auf den Rücken zu fallen. Ich hab das auch schon lang nicht mehr gemacht und es hat ein wenig Überwindung gekostet mich auf jemanden zu setzen, der im 4-Füßer-Stand am Boden gekniet ist und mich rückwärts runterfallen zu lassen. Wichtig ist dabei das Kinn einzuziehen, damit der Hinterkopf nicht auf den Boden knallt und den Rücken rund zu machen, damit er wie eine Feder etwas von der Energie aufnehmen kann.
Seitlich fallen kann ich selber nicht besonders gut, das sollte ich auch mehr üben.

Fazit: Alleine fallen und mit Partner fallen sind zwei unterschiedliche Dinge. Im Zweifelsfall sollte man in der Lage sein so zu fallen, dass man Verletzungen vermeidet. Das bedeutet:
* Die Gelenke nicht in eine ausweglose Lage bringen. Besonders die Finger sind empfindlich. Arme können unter dem Körper eingeklemmt und Gelenke verdreht werden. Der Instinkt bevorzugt den direkten Weg, aber der führt oft auch zum größten Widerstand.
* Den Kopf schützen
* Das Gewicht so gut es geht verteilen. Wenn's dabei kracht ist es egal. Es soll nur nichts kaputt gehen.
* Lernen, wo was wie weh tut. Wenn ich auf den Rücken falle, kann es schon mal sein, dass mir kurz die Luft wegbleibt, aber das ist nicht schlimm.
*Sich an den Boden ankuscheln. Fallen macht Angst, aber wer's nicht übt, kann sich im Fall eines Falles nicht elegant abfangen und hat dementsprechend wahrscheinlich auch Hemmungen davor in Lifts zu gehen oder schneller auf den Boden kommen.


Fragen: Besonders im Tanz mit mehreren Leuten kommt man in Kontakt mit Genitalien, Gesichtern und anderen empfindlichen Körperteilen, was vermeintlich oder wirklich zu unangenehmen Situationen führen kann. Wie schlimm ist es für denjenigen, der plötzlich einen Zeh in der Nase oder ein Knie auf seinen Weichteilen hat?

Fazit: Schön ist es nicht, aber auch nicht wirklich schlimm. 


Lifts: Wir haben verschiedene Möglichkeiten ausprobiert auf die Schulter eines Partners zu kommen ohne viel Kraft aufwenden zu müssen.

Fazit: Ein gezielter, frontaler Sprung klappt ganz gut. Eine andere Möglichkeit, die ohne größeren Kraftaufwand funktioniert ist eine Art O-Goshi (großer Hüftwurf) aus dem Judo, mit dem Unterschied, dass der Hebende seinen Arm von der anderen Seite um den Körper des Gehobenen legen muss, damit der sich weiter nach oben rollen kann.


Rücken-Rollen mit 3 Personen: Wir haben uns erst zu weit im Vierfüßler-Stand aneinandergestellt, einer ist auf der dem Partner zugewandten Seite ein wenig eingeknickt und der andere hat sich gestreckt um Rücken an Rücken über den Partner drüber zu rollen. Auf der anderen Seite angekommen sind beide wieder in der Ausgangssituation und das Spiel kann mit gewechselten Rollen weitergehen.
Kommt ein dritter Partner dazu, wird der Weg zum Rollen länger und man muss seine Technik ein wenig anpassen um elegant auf der anderen Seite anzukommen. Anstatt parallel über die Rücken zu rollen, kann man sich auch im 90-Grad-Winkel auf den ersten Partner setzen, über den eigenen Rücken (schön rund machen) nach hinten rollen und dann in einer Art Handstand auf der anderen Seite herauskommen.
Eine weitere Abwandlung ist Kopf voraus zwischen die beiden Partner zu tauchen und dann eine Rücken-Rolle über den zweiten Partner zu machen. Klappt nicht immer, ist aber sehr lustig.


Coapoeira: Wir haben eine kurze Capoeira-Einlage gemacht.

Fazit: Die Grundlagen von Capoeira sind die Ginga (Grundschritt) und die Malicia (Gewitztheit/Hinterhältigkeit).


Dehnen: So wie das Fallen fehlt mir in den Contact-Improvisation-Veranstaltungen das Dehnen. Ich habe gelernt, dass man einen einzelnen Muskel so lange dehnen sollte, bis der seinen Widerstand aufgibt und loslässt. Erst danach beginnt das wirkliche Dehnen. Wie lange das dauert, ist von Mensch zu Mensch und Muskel zu Muskel unterschiedlich. Ich hab Zeiten zwischen 20 und 30 Sekunden gehört.

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